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Montag, 20. Oktober 2008

Besser Online: Review

Um das Blog Werkkanon ist es in den vergangenen Wochen und Monaten sehr still geworden. Das hatte mehrere Gründe. Sowohl mein Studien-Co-Autor als auch ich sind beruflich einfach so stark eingespannt, dass die regelmäßige Pflege auf der Strecke geblieben ist. Ich selbst bin nur noch selten journalistisch tätig, weil ich die Fashioncommunity styleranking aufbaue. Da gibt's ausschließlich User generated Content - bis auf das redaktionelle Fashionblog. Aktuell gibt's von mir lediglich zwei Beträge in Büchern zu Online-Zukunftsthemen, wie beispielsweise die Zukunft von Online-Bewegtbildformaten. Ein aktueller Beitrag über Online-Video, den ich mit Julius Endert verfasst habe, erschien im März im Focus Jahrbuch 2008. Außerdem kann man einen aktuellen Buchbeitrag im Praxishandbuch Public Relations zum Thema “Kommunikation im virtuellen Raum: Internet-PR” von mir lesen, das Jörg Forthmann von der PR-Unternehmensberatungs- und Vertriebsagentur Faktenkontor herausgegeben hat. Ein weiterer Grund, warum hier nicht so viel im Werkkanon-Blog los war ist der, dass die Diskussion um Qualität im Online-Journalismus ausreichend entfacht erschien. Offenbar ist diese nicht nur entfacht, sondern brodelt auch weiterhin kräftig vor sich hin.

Einer Einladung von Thomas Mrazek folgend, machte ich mich also am vergangenen Wochenende auf zur Tagung "Besser Online" in Hamburg.

Hängen geblieben sind vor allem drei Dinge: Die einführende Podiumsdiskussion mit der Chefredaktionsprominenz der führenden redaktionellen Online-Portale, die Reaktionen auf den Workshop, bei dem ich gemeinsam mit Moderator Falk Hermann und Welt online-Produktentwickler Peter Schink auf dem Podium saß und die Flammende Rede von Stefan Niggemeier, die er unter dem Titel "Schlechter Online" hielt. Sie ist in seinem Medienblog dokumentiert.

Bei der Podiumsdiskussion fiel vor allem eines auf: Die Zusammensetzung der Gäste. Während Bild, Focus, Spon und Tagesschau.de ihre Chefredakteure entsendete, trat für Google der Pressesprecher auf. Nichts gegen den wohl geschätzten und im persönlichen Gespräch höchst zuvorkommenden Stefan Keuchel, aber die Besetzung machte doch irgendwie die Macht- und Kraftverhältnisse in der deutschen Medienlandschaft sehr deutlich.

Bei meinem Auftritt ging es um das Thema "Besser Zählen - Klicks, PIs, Visits – was wirklich zählt". Auffällig: Während einige nach der Zukunft von Zählverfahren fragte, wünschten sich andere Workshopteilnehmer eine Zusammenfassung, welche Zählinstitutionen (AGOF, IVW) und Zähltools (eTracker, Google Analytics, Overture) es überhaupt gibt. Wir kommen diesem Wunsch in den nächsten Tagen im Blog zur Tagung nach. Mit reichlich Verwunderung fassten viele Zuhörer und auch ich es auf, dass ausgerechnet die TAZ die Meinung vertritt, dass der Leser es doch wohl viel besser wisse, was auf der Website wie gewichtet werden solle als der Journalist und Chefredakteur Matthias Urbach stolz von seinem Blackberry vor dem Publikum seine Klickstatistik vorlas. Na dann: Sind Redaktionskonferenzen ja wohl künftig überflüssig, denn der Leser stimmt mit dem Mauszeiger ab, was relevant ist und auf einen Aufmacherplatz gehört.

Sehr gefreut hatte ich mich auf den Vortrag von Stefan Niggemeier, mit dem ich im Anschluss an seine Ausführungen noch kurz sprechen konnte. Er stellte diesen unter die These "Die Verlage und Sender probieren im Internet gerade aus, ob es nicht auch mit weniger Journalismus geht." Hinter den Thesen stehe ich, denn sie finden sich 1:1 in der Publikation "Klicks, Quoten, Reizwörter" wieder. Das ist dann aber auch schon eine von zwei Kehrseiten: Wirklich neu war das nicht. Man mag es Herrn Niggemeier nicht anlasten, aber es schien ein bisschen, als ob in den vergangenen zwei Jahren journalistisch wenig Fortschritt und noch weniger Evolution stattgefunden hat. Was mich ein bisschen störte, war die Konzentration auf RP online, denn das "Bashing" könnte man auf eine Vielzahl redaktioneller Websites anwenden und es ist sicherlich nur in Teilen den Redakteuren, sondern vielmehr mangelhaftem Ressourceneinsatz geschuldet. Ansonsten mag der Niggemeiersche Vortrag als Lesegold für jeden Online-Journalisten gelten.

Wer Niggemeierst "Regeln für Online-Journalismus" einmal gegenüberstellt mit den Thesen aus unserer Studie Stand Januar 2007, der mag in gewisser Weise resignieren. Wir halten fest:

Stefan Nieggemeier schreibt:

1. Online-Journalisten müssen nicht schreiben können.
2. Redigieren und Korrigieren sind optional.
3. Jedes Medium wird im Internet zum Boulevard-Medium.
4. Relevanz ist kein Kriterium.
5. Berichtet wird, was mühelos zu recherchieren ist.
6. Redaktion und Werbung müssen nicht so genau getrennt werden.
7. Warum ein gutes Foto zeigen, wenn es auch 100 schlechte tun?
8. Klicks gehen immer vor Qualität.

Redaktionsschluss unserer Studie, die sich übrigens noch immer großer Beliebtheit erfreute, war im Dezember 2007. Ich hatte leider nur 25 Exemplare mit, die aber im Anschluss an die Veranstaltung allesamt vergriffen waren - kostenlose Exemplare können Sie bei der Friedrich-Ebert-Stiftung anfordern: www.fes.de - die Thesen der Studie im Überblick:

1. Journalismusferne Portale beeinflussen die Internet-Nutzer stärker als die News-Sites der Verlage und traditionellen Medienhäuser.
2. Von Laien betriebene Vor- und Scheinformen von Journalismus in Gestalt sozialer Netzwerke und Weblogs erweisen sich als Bedrohung für den redaktionell betriebenen Journalismus.
3. Alle Nachrichten-Sites erheben den Klick, die Page-Impression, zur entscheidenden Kenngröße.
4. Nachrichten werden im Web nicht nach Wichtigkeit und Relevanz ausgewählt, sondern nach Einschaltquote.
5. Daraus resultiert eine Themenselektion und Gestaltung im vorauseilenden Gehorsam, ausgerichtet an den Bedürfnissen von Suchmaschinen und am Massengeschmack – eine antizipierende, opportunistische und liebedienerische Auswahl, die sich auf technisch begleitetes Ausspionieren der Leser stützt.
6. Die Orientierung an Quote und Massengeschmack bewirkt eine Holzschnittartigkeit und Uniformität der Websites, eine Verarmung der journalistischen Stilformen, eine Manipulation der Leser und Inhalte, eine Überrepräsentation seichter und unterhaltender Themen.
7. Keine verlegerisch motivierte Nachrichten-Site kann sich dem Druck der Reichweitensteigerung entziehen. Zeitungen und Magazine mit fokussierter Ausrichtung (Wirtschaft, Politik oder Sport) dehnen ihr Angebot weit über ihre eigentlichen Kernkompetenzen aus.
8. Nicht durch redaktionelle Beiträge, sondern durch Tools, Show, Rätsel und Fotostrecken wird das Gros der Reichweite erzeugt.
9. In der Praxis entwickeln sich Online-Journalisten zu Content-Aggregatoren. Ihre Arbeit beschränkt sich im Wesentlichen auf Zweitverwertung sowie die Bearbeitung und Anpassung angelieferter Texte.
10. Die Abhängigkeit von Agenturen steigt.
11. Bedingt durch neue Werbeformate verschwimmen die Grenzen zwischen redaktioneller Berichterstattung und Werbung. Anzeigenkunden und Werbeagenturen gewinnen stärkeren
Einfluss auf redaktionelle Websites.
12. Lobbyisten eröffnen sich durch die Arbeitsweise der Online-Redaktionen neue Möglichkeiten zur Instrumentalisierung.

Es ist doch erstaunlich, wie deckungsgleich der Befund heute mit dem von vor rund zwei Jahren erscheint. Schön reflektiert werden die Probleme im Übrigen auch von Ralf Schwartz in seiner mediaclinique.

Was bleibt? Einige spannende Kontakte. Am besten gefallen hat mir der Auftritt von Jochen Wegner, einem auch im persönlichen Gespräch sehr angenehmen Menschen. Ohne das Treffen mit Julia Schmid wüsste ich heute nicht, was Websehen macht. Gefreut habe ich mich über den Kontakt zu Franziska Bluhm, auch wenn sie offenbar von dem "Besser-Zählen"-Workshop wenig begeistert war. Gerne möchte ich die Diskussion über Communitys mit Tim Lilling von der GEO Reisecommunity vertiefen. Im Brauhaus Albrecht gab es dann noch spannende Diskussionen mit Anton Simons über regionale Online-Angebote und dem Videopunk Markus Hündgen von DerWesten, der ordentlich Werbung für die Flip machte.

Spannend fand ich auch das Wiedersehen mit dem ehemaligen n-tv-Kollegen Thomas Leidel, ich wünsche den n-tv.de-Kollegen bei der Herangehensweise an ihre journalistische Sache weiterhin viel Erfolg und behalte des Satz im Hinterkopf: "Wir schreiben nicht suchmaschinenoptimiert und haben trotzdem eine Mörderreichweite." Ein schöneres Schlusswort kann es nicht geben - weiter so!

Samstag, 1. Dezember 2007

Unvermeidliches Lotto

Schade, unlängst dachte ich noch, ein paar Klicksäue aus der Früh- und Mittelzeit des Internet wären mittlerweile ausgestorben. Mitnichten. Sie leben noch und sind putzmunter.

Außer den unvermeidlichen Eskapaden von Britney Spears und Paris Hilton und Kate Moss gibt es noch ein Thema, bei dem fast alle - durchaus auch seriöse - Online-Medien Kopf stehen: Lotto.

Wenn immer der Jackpot eine gewisse Schwelle, sagen wir 20 Millionen Euro, übersprungen hat, überschlagen sich die Websites in ihrer Begeisterung - und betreiben im Dienste des nächsten Klicks einen geradezu liebevollen Aufwand. Der Spiegel erfreut uns mit einem harmlosen kleinen Quiz, das auf der Startseite mit Bildchen angekündigt wird. Die Welt fragt sich, was man mit 38 Millionen Euro machen kann - und hägt eine hübsche Batterie an Links, Umfragen, Foren etc. an. Web.de geht dem "Lotto-Fieber" auf den Grund. Und Tippscheine ausfüllen kann man auch im gut erreichbaren Umfeld des Artikels.

Lotto bringt Quote. Und die Orientierung am Massengeschmack bewirkt eine Uniformität der Websites. Texte drehen sich immer um dieselben Themenkomplexe, die den Lesern in immer neuen Erscheinungsformen präsentiert werden. Diese Einheitlichkeit und Eintönigkeit der Präsentation gehen einher mit einer Gleichförmigkeit der Textauswahl, die sichere Klickerfolge versprechen: Lotto, die 100 reichsten Menschen, die zehn schönsten Frauen, Bewerben – aber richtig, Fettnäpfchen beim Bewerbungsgespräch und Knigge in allen Varianten versprechen stabile Reichweitenerfolge, so dass diese Beiträge in allen Spielarten zu finden sind.

Wie wenig originell diese Form der Lotto-Berichterstattung ist, zeigt ein flüchtiger Blick in die Chronik. Vor Jahresfrist elektrisierte das Thema Lotto offenbar ebenso, zum Teil wurden sogar dieselben Ratespiele angeboten. Durchzulesen in unserer Studie für die Ebert-Stiftung (im Anhang Screenshot 14 bis 17).

Montag, 19. November 2007

Diskussionskultur

Spiegel Online feilt seit einiger Zeit an seinem Image. Dem zynischen, massenkompatiblen, auf Quote zielenden Journalismus hat die Redaktion ja schon seit längerem weitgehend abgeschworen - jedenfalls im Vergleich mit der seriösen Konkurrenz. Zunehmend traut sich die Redaktion auch, sich von der Tagesaktualität abzukoppeln und über den agenturhörigen Tickerjournalismus hinwegzusetzen, um selbst Themen zu setzen und Diskussionen in Gang zu bringen (mir fällt das immer besonders im Ressort Wirtschaft auf, welchen Mut zur Lücke die Kollegen beweisen).

Die Rolle des Chronisten genügt der Redaktion offenbar nicht mehr. Ganz offenkundig wollen die Kollegen von Spiegel Online die Probe aufs Exempel machen, ob sie tatsächlich Leitmedium und "Agendasetter" geworden sind; eine Rolle, die viele Fachleute dem Web-Angebot mittlerweile (zu Recht) zuschreiben.

Das zeigt sich vor allem in der durch Spiegel Online befeuerten Diskussionskultur wie gerade zwischen Gabor Steingart und Helmut Schmidt oder, Anfang des Monats, zwischen der Spon-Redaktion und Frank Schirrmacher.

Dieser Richtungswechsel ist insofern bemerkenswert als die meisten Konkurrenten nach wie vor auf News-Journalismus setzen, garniert mit ein paar tiefergehenden Analysen aus ihren gedruckten Mutterblättern. Und mutig ist es auch, da bisher jedenfalls die Fausregel galt, dass Journalismus im Internet in erster Linie aufgekratzte News-Junkies glücklich machen will, sich dem Infotainment verschrieben hat, die Bedürfnisse seichter Spaßvögel bedient oder schlimmstenfalls stumpfe Instinkte befriedigt.

So viel Respekt Spiegel Online für dieses Experiment - man möchte sagen: Operation am offenen Herzen - verdient: Ich gehe keine Wette drauf ein, dass sich die Strategie in Klicks und Werbung auszahlt. Wir sollten in den kommenden Monaten aufmerksam die IVW-Zahlen studieren...

Dienstag, 1. Mai 2007

(Fach-)Verlagsmanager fürchten Google & Co.

Ganz interessante Aspekte beleutet eine Story über "Fachverlage im Fusionsfieber" der Zeitschrift "Werben & Verkaufen". In den hinteren Absätzen setzt sich das Blatt mit der Entwicklung digitaler Produkte auseinander. Es heißt dort, dass familiengeführte Fachverlage oft notwendige Investitionen scheuen, "um den gelegentlich steinigen Weg ins Online-Zeitalter zu gehen." Sie sind sich unsicher, ob sie mit digitalen Angeboten Geld verdienen. Aber nicht nur das: Sie fürchten auch neue, starke Konkurrenten. 63 Prozent der im Rahmen einer von W&V durchgeführten Umfage befragten Verlage davon aus, dass Suchmaschinen wie Google oder Yahoo mit speziellen Angeboten den etablierten Anbietern von Fachinformationen künftig das Leben schwer machen. Die Fachverlage sehen in Google & Co. eine große Bedrohung, schreibt W&V.

Das überrascht doch eigentlich. Denn ausgerechnet dort, wo Information nicht "Commodity" sind und sich durchaus bezahlpflichtige Angebote durchsetzen ließen, wird der Kampf gegen die Suchmaschinen erst gar nicht aufgenommen?

Offenbar verkaufen Eigentümer ihren Verlag lieber als sich dem neuen Medium zu stellen. Schade das.

BDZV-Präsident Helmut Heinen ist da optimistischer. Mit Blick auf die Lage der Zeitungen, deren Auflage im ersten Quartal 2007 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 600.000 Exemplare zurückging, sagte er: "Natürlich machen uns sinkende Auflagen zu schaffen. Doch was wir an gedruckter Reichweite verlieren, wollen und können wir elektronisch und digital hinzugewinnen", berichtet der Online-Mediendienst Newsroom.

Er sieht demnach als Herausforderung für die Zetungen, dass sie die Leser "dort abzuholen, wo sie sind - online oder mobil, mit Podcasts, Vodcasts oder Internet-TV" (...) und wenn gerade auch bei den jüngeren Leser dies eher im Internet der Fall sei", dann eben im dort.

Samstag, 21. April 2007

Klicks, Quoten, Reizwörter - Das Vorwort der Studie zum Blog

Klicks, Klicks, Klicks: Die Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung ist erschienen!

Als die Autoren für die Online-Site der Wirtschaftswoche arbeiteten, stellten sie sich häufig die Frage, ob es zwangsläufig hilfreich ist, die Einschaltquote einzelner Artikel im Minutentakt abrufen zu können. Denn dadurch offenbarten sich bittere Wahrheiten. Der schnöde Text einer Nachrichtenagentur, versehen mit einer schmissigen Überschrift, wurde lieber gelesen als viele mühsam recherchierte Wirtschafts-Analysen. Seichte Themen erbrachten stets höhere Einschaltquoten als gewichtige News. Eine Mailänder Modenschau – ergänzt um eine Bildgalerie und in viele Teile zum Weiterklicken filettiert – stach jeden seriös betitelten Wirtschafts-Artikel aus.

Staunend blickten die Autoren auf ihre Kollegen vom Leitmedium »Spiegel Online«. Deutschlands wichtigste Online-Redaktion erreichte ihre hohen Einschaltquoten eben nicht nur mit politischer Berichterstattung, sondern hob unbekümmert das Dschungelcamp oder Paris Hiltons Sex-Video auf die Homepage. Damals entstand die Idee, das Mediengebaren im Netz, die Jagd nach Klicks, zu dokumentieren.

Der Hintergrund ist ernst. Krawall- und Sensationsjournalismus und seichte Unterhaltung haben die auf Seriosität bedachte unaufgeregte Berichterstattung in den Hintergrund gedrängt. Boulevard und Information sind im Netz ein Bündnis eingegangen. So verwundert es nicht, dass der gedruckte »Spiegel« in seiner Titelgeschichte nach einem Jahr großer Koalition Bilanz zieht, während »Spiegel Online« gleichzeitig die Millionärsmesse in Moskau für aufmacherwürdig erachtet. Offenbar unter Billigung der mündigen Leserschaft: »Spiegel Online« jedenfalls ist erfolgreich. Fast alle Redaktionen ahmen das Modell mittlerweile nach, schreiben für die Spaßgesellschaft und bedienen sich lustvoll aus dem Werkzeugkasten des Edelboulevards.

Die Verfasser wollen sich nicht gemein machen mit jenen, die Entertainment im Journalismus per se verachten oder Unterhaltung als Synonym verstehen für Qualitätsverlust. Der Gegensatz von Information ist nicht Unterhaltung, sondern Manipulation und Fälschung. Doch wenn selbst Nachrichten, Faktenwissen und Börsenkurse einem Primat der Unterhaltung unterworfen werden, befindet sich der Qualitäts-Journalismus alter Schule in
ernster Gefahr.

Online-Redakteure sind Getriebene in diesem Spiel. Die Schlagzahl geben Unterhaltungsportale und Suchmaschinen vor. Das ist das Ergebnis jener Recherche, die die Autoren mehrere Monate lang durchs Internet und in zahlreiche Online-Redaktionen führte.

Im Ergebnis legen sie ein Gutachten vor, das Fehlentwicklungen im Online-Journalismus skizzieren und für Laien verständlich erklären soll, wie Internet-Redaktionen ticken. Die Verfasser halten es dabei mit Glotz und wollen mit der vorliegenden Studie die Schweigevereinbarung des »Positive Thinking« brechen. Es soll nicht länger das Diktum gelten: Lasst uns um Gottes Willen nicht durch die Prognose kritischer Entwicklungen verunsichern. Tatsächlich ist das Internet die »größte Bedrohung für den vertrauten Journalismus«.

Wenn der Online-Journalismus einem seichten Massengeschmack zum Durchbruch verhilft, wenn am Ende dieser Entwicklung formatierte, verwechselbare, gleichgeschaltete Nachrichten-Sites stehen, die sich überwiegend aus Agenturen speisen, so muss dies gesagt werden.

Die komplette Studie kann auf den Seiten der Friedrich-Ebert-Stiftung unter www.fes.de/medienpolitik/ abgerufen werden als PDF-Dokument. Wir freuen uns auf Eure Kritik und spannende Diskussionen hier im Blog!

Montag, 16. April 2007

Französische Politiker lassen sich das Wahlprogramm von Internetnutzern (mit-)schreiben

Wahlkampf im Web: Das Netz bin ich

Frankreichs Wahlkämpfer spielen nach einem Bericht von sueddeutsche.de Internauten und haben erkannt, dass es ohne Blog und Webseite nicht geht.

Frankreichs Politiker haben demnach ihre Internetlektion gelernt: und zwar vor zwei Jahren auf die schmerzhafte Art. Während das Establishment in den klassischen Medien größtenteils für ein Ja zur EU-Verfassung eintrat, agitierten die Gegner im Web.

Gegen die polemischen Blogs, über die abstruse Verschwörungstheorien verbreitet wurden, hatten "brav-informative" Webseiten der Parteien kaum eine Chance. Unterschätzt hatten die Politiker ebenfalls die Macht des menschlichen Mitteilungsbedürfnisses. Wie eine Epidemie breitete sich danach die Negativstimmung aus. Ein Beweis dafür, wie viel gute Berichterstattung auch online ist und wie sie wirken kann...

Montag, 20. November 2006

Willkommen im Blog von Steffen und Roland

Hallo da draußen. Nun haben wir zwei Blog-Hasser auch ein selbiges. Wir wollen in diesem Blog anklagen und streiten. Und freuen uns auf Eure Meinung. Wir würden gern beim "Du" bleiben, respektieren aber auch, wenn sich jemand hier Siezen möchte. Stoff zum Diskutieren und Hinterfragen gibt's schon bald. Und was es mit dem Blog-Namen auf sich hat teilen wir Euch auch gern auf Anfrage mit. Worum es in diesem Blog geht? Um Journalismus im Allgemeinen und Online-Journalismus im Speziellen. Ihr hört in Kürze von uns.

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